Ross und Reiter erklimmen die Klippen von Norden her. Die Umgebung ist von einer ganz eigenen Aura beseelt. Im Osten, dort, wo die Sonne aufgeht, sind die Klippen auf ihrer Flanke in Sonnenglanz gehüllt; aber so, als brächen sie die Zeit und die Elemente, stehen die Klippen am Wasser immer noch im Nachtblau, der Schwärze. Der Wind peitscht die Wasser hinauf, Fontänen schießen eine halbe Meile in die Höhe, bis zu dem Weg, an dem der Dandolo stehtSanto Dio.
Auf dem höchsten Vorsprung, dort, wo die Kapelle San Luca steht, wagt er es, für einen Moment von Tuono abzusteigen. Der Wind wirft sich ihm mit aller Gewalt entgegen, er muss ankämpfen, um bis nach vorne zu kommen, hält sich die Hände vors Gesicht, dann abweisend, als wollte er die Brise teilen - bis er aufs Meer hinaus sieht, über die scharfen Felsen, die hinaufpeitschenden Wasser, die schäumende Gischt, weit, hinab in der Tiefe...
Er genießt den Anblick, den Kampf der Elemente, den prächtigen Anblick.An den schroffen, dunklen Küsten
Sehe ich die mächt’gen Wellen,
wie sie als kräftige Urgewalten,
an selbigen zerschellen.
Mir scheint’s als stiegen sie
aus der Finsternis
Selbst wie fremde Ungetüme empor,
unverwüstlich, rasend, wild wie
aus alten Sagen
wieder hervor.
Ja, ihr alten Mächte
Aus längst vergangenen Zeiten,
wenn eure Wasser prasseln,
herab
als mochtet ihr selbst
über weite Landschaften, fegen, brausen, reiten!
Tragt ihr nicht dann den Sieg davon,
wenn ihr dumpfe Erde,
bewegt, tragt, formt?
Seid ihr nicht Neptuns Schar und Herde,
losgelassen
auf diesen wüsten Ort?
Wenn ihr sie löchert, mit Sturmesfluten,
hinweggrollt das Alte, was so lange bestand-
allein die Götter mögen eure Kraft vermuten,
und das weite,
geschundene Land!
Sehe auch ich mich von euch bedroht,
von euren Wassern,
euren Fluten,
der Schaumeskrone
welche auf euch thront?
Soll ich zurückkehren, weichen?
Vor euren Gewalten,
damit sie mich nicht
erreichen,
Und etwas finden kann
zum Halten?
Wollt ihr mich fordern hier,
auf nasser Flur,
unerschöpfliche Quellen
aller Natur?
Schäumt ihr mir Gischt in den Mund,
kalt, salzig, triefend
heraufgespült vom tiefsten Grund?
Schwallen eure unermesslichen Massen,
gleich Fontänen,
vor meinen Füßen in den Himmel, nicht zu fassen,
weit hinauf?
Höher als hoch, bis zum Sternenfirmament,
zum göttlichen Planetenlauf?
Türmt ihr euch weiter auf, zum unerreichten Hindernis
An diesem Strand der Finsternis?
Wo hier zerschmettern,
Meer und Strand,
oben Orion,
unten der Sand,
wo aufeinander treffen,
die Elemente
aus Schöpfers Hand?
Schmecke das Salz hier auf der Zunge,
atme den Sand ein in meine Lunge,
spüre den Wind um meine Wange blasen,
sehe die zornigen Wasser rasen,
rieche die Düfte ferner Länder,
denke an die Weltenränder,
die sich in diesen Nächten offenbaren,
und unsere Seele weiter tragen.
Aiolos, Nereus, Triton
Habt ihr euch verbündet,
Ist es das
Was mir Welle und Wind verkündet?
Mich zu bekämpfen, mich niederzuringen
Auf den kahlen Stein, den Felsen
herabzuzwingen?
Ihr trotzt mir, Wellen?
Ich trotze euch!
Mögt ihr mit dem Nass auch rennen,
kristallen, rein, schön
jungen Rössern im Nebel gleich,
als könnte ich sie
da spielen sehn.
Ich knie nicht nieder, knicke nicht ein
Ich werde auch in größter
Gefahr, Drohung, Not
wie ein Fels
In der Brandung sein!
Bricht die Welt zusammen,
toben Stürme,
richten sie sich auf,
wie dunkle Türme,
mögen sie hochposaunen,
die gewaltigen Wellen!
Was auch immer sein mag,
ich werde mich entgegenstellen,
kämpfen, standhaft bleiben,
bis zu meinem letzten Tag.
Die nächste Station: Torre di San Giovanni