Cesare, der bis eben noch die Augen geschlossen hatte, merkt, dass sein geliebtes Aroma getrübt wird. Das Salz wird durch eine neue Note nicht verdeckt, aber auch nicht bereichert. Es ist wie ein Schuss Milch in völlig klarem Wasser. Oder eher: Rost auf einer gleißenden Klinge. Seine Augenbrauen zucken für einen Moment, begleitet von Argwohn, da ihn der Löweninstintk warnt. Die Hand schon am Schwertgriff wendet er sich in einer Viertelwendung zur Seite; nicht, dass er dem Ursprung ins Auge, frontal gegenüber sieht, sondern nur leicht von der Seite, dafür ebenso konzentriert.
Die Skepsis vergeht wieder, kaum dass er Liana gesehen hat. Der Blutgeruch hatte ihm einen Streich gespielt. Womöglich war der Assassino dafür verantwortlich. Jeder Geheimbündler erkannte diesen Gestank der dutzenden Toten, des Blutes, durch das er gewatet war. Nicht ausgeschlossen, dass seine Sinne überreagiert hatten, wo er ihn doch erst vor kurzem gesehen hatten. Und dennoch mag ihn das alles nicht beruhigen: Liana hat ebenfalls eine Note dieses typischen Gestanks, den Tortonese umgab.
Vielleicht, weil sie sich zu lange in seiner Nähe aufgehalten hatte.
Buon giorno.
lässt Cesare keine Regung zu, tut, als wären die letzten Gedanken nicht existent. Für Liana war nur ein beobachtender, prüfender Blick zu sehen gewesen, wie ein Löwe, der auf der Pirsch ein Rascheln gehört, aber es für ein uninteressantes Stachelschwein gehalten hatte. Der Foscari schaut wieder ungetrübt voraus, die Hand am Spriet.
So früh wach?
Cesare war niemand, der sich übers Wetter unterhielt, nur, um Höflichkeit vorzutäuschen. Seine Frage war eher Bemerkung und Aussage eines Umstandes, den er für leichtsinnig hielt, wenn man einen Verband trug und blutend auf dem Deck gelegen hatte, ohne die Ausbildung eines Geheimbundes genossen zu haben.
_________________ Cesare FoscariOberster Verwalter der Markthalle, Besitzer des Landgutes Sant' Ambrogio. Kaufmann, Ratsherr, Wein- und Kunstliebhaber. Das Decamerone en miniature: Die Euganeischen Anekdoten.
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